Marina für Eignungstest zu Besuch

Unsere Marina ist ja im Januar (siehe unser BLOG Januar 2021, ganz unten) mit 19 endlich aus dem Heim, aber vom Regen in die Traufe gekommen. Der Überlebensdruck ist schon recht hart für sie, alles hält die Hand auf, wie sie zurechtkommt, ist in der kalten Egoistengesellschaft Cochabambas allen egal. In Pandemiezeiten einen Job zu finden, um Studium oder Ausbildung zu finanzieren, ist nochmal schwieriger. Sie ging zunächst einer alten Dame zur Hand, die leider verstorben ist. Dann hatte sie kurz einen Putzjob. Völlig unnachvollziehbare Corona-Maßnahmen (siehe Anmerkung unten) zerschießen auch ihr jede Planung

Gemeinsam mit unserer Erzieherin Elvira nahmen wir uns viel Zeit gemeinsam für ihren Eignungstest mit Berufswunschsuche. Dabei geht es hier in Bolivien auch gerade darum, erstmal spielerisch zu erfahren, welche Berufe es überhaupt gibt. Schulen oder Universitäten bieten so etwas hier nicht an. Dass es auch Flavoristen, Genbiologen, Hebammen, Städteplaner, Laborantinnen, Schadenssachbearbeiter oder – ermittler oder Optikerinnen auch für große Linsen geben muss, wissen die Mädchen meist überhaupt nicht – und staunen. Die Smartphones wurden genutzt, um mal Berufe nachzurecherchieren. Wenn man so ein Ding schon hat, kann es ja durchaus auch segensreich wirken

Natürlich sollte sie auch einfach mal durchschnaufen, sie muss noch ein Vorbereitungsprogramm in CBBA zu Ende machen. Das ist mal Präsenz, mal online oder fällt mal aus. Jetzt war einfach mal Pause. Also machten wir auch schöne Ausflüge in die (Weltkultuererbe-) Umgebung, spielten Darts und Cacho und sprachen dabei auch stressfrei über Berufsmöglichkeiten. Archäologie und Restarauratorin bot sich hier an. Geduld und Selbstdisziplin hat sie. Elvira wartete auf ihre Tetanusimpfung: „Was brauche ich eigentlich alles für Berufe, um eine Klinik zu planen, zu errichten und zu betreiben?“ JEDES Mädchen macht hier bei uns erstmal ihren Eignungstest, und es ist gut, wenn Elvira und ich auch stets dafür dazulernen

In unserem kleinen Zoo-Refugium für verletzte Wildtiere konnte sie sich wie ein Kind freuen. Was sie ja auch irgendwo noch ist. Lockere Gespräche nebenbei: Tierärztin, Tierpflegerin, Geländeplanung, Projektplanung, Grundversorgung von solchen Stationen außerhalb der Planungskerne, Unterschied Tier- und Menschenpharmazie

Und natürlich wurde auch zusammen gekocht. Auch sie hat uns ein Rezept beigebracht: die berühmte bolivianische Salteña. Kann von der Form her noch besser werden (meine Schuld), aber lecker

Der obligatorische Corona-Kasten:

Während wir hier nach AHAL-Regeln noch einigermaßen normal leben (und im diesmal doch erstaunlich kühlen und feuchten Mai unter der FFP-2 Maske nicht allzuviel auszustehen hatten, im heißen November ist das ja eher eine Qual), spielen sie in Cochabamba verrückt, um die eigene Unfähigkeit zu kaschieren. Sie kriegen halt keinen Impfstoff ran, obwohl sogar die WHO schon Hilfe angeboten hat. Marina musste für Ihre An- und Abreise „Quarantäne-Lücken“ suchen. Erst war in CBBA jeden Sonntag strenge Ausgangssperre, dann plötzlich Samstag und Sonntag. Ja neee is klaa, das Virus zieht sich ja Montags bis Freitags in den tiefsten Dschungel zurück und kommt erst Samstag morgen geifernd und blutberauscht in die Menschensiedlungen (Wortlaut Elvira). Is ja bekannt. Im Ernst, ich kann Ihnen das nicht mehr erklären, mir selbst ja auch nicht