Die Pleite der bolivianischen Bank FASSIL und wir daneben…

„Entidad intervenida“ ist NICHT Unternehmen im Konkurs, sondern „nur“ Unternehmen in Abwicklung. Wie kann das sein? Die Aktiva der Banco FASSIL übersteigen mit 3,6 Mrd. USD sogar deren Verbindlichkeiten iHv etwa 2,7 Mrd. USD. Aber sie haben kein Geld mehr zum Auszahlen. Liquidität fehlt. Was ist passiert? Eine wieder sehr bolivianische Geschichte.
Die Banco FASSIL gibt es seit knapp 30 Jahren. In der Zeit von Evo Morales (vor seiner Zeit als Staatspräsident Präsident der Cocaleros, also der Anbauer der Coca-Pflanze) wurde sie als Geldwäschebank für Drogengelder entdeckt. Da war sie enorm flüssig und baute viele Bankfilialen selbst. Diese Bauten hat sie bis heute in der Bilanz. Banco FASSIL gilt als drittgrößte Bank Boliviens.
Nun haben sich aber Morales und der derzeitige Präsident Arce (selbe „sozialistische“ Partei MAS) schwer verkracht. Arce sollte nach dem Wahlbetrug von Morales in 2019 und den Neuwahlen ein Jahr später, die trotzdem der MAS wieder die Mehrheit brachte, den Stuhl nur warmhalten und dann wieder räumen. Was er nicht mehr beabsichtigt, wie könnte das auch je anders sein in diesem schönen Lande.
In Bolivien ist die Geldmenge M1 zu klein. Das liegt daran, daß der Boliviano im Grunde nur eine Denomination des US-Dollar ist, eine schwache Innenwährung, nicht konvertierbar. Nach außen muß Bolivien alles in US-Dollar bezahlen. Und den hat das Land nicht mehr. Die Subventionierung des Benzinpreises und des Lebensmitteleinkaufes für sozial schwache Familien (an sich keine schlechte Idee, man verstehe mich da nicht falsch) hat alles aufgefressen. Daher hat das MAS-dominierte Parlament unter Arce das „Ley de Oro“ beschlossen: man will jetzt die letzten Goldreserven verkaufen, um wieder Liquidität zu bekommen. Dagegen gingen nicht zuletzt letzten Donnerstag die Bolivianer wieder 24 Stunden auf die Straße. Morales ist dagegen, hat aber kaum noch was zu sagen, ist eher lame duck, graue Eminenz, elder statesman. Das nutzte Arce, um ihm mit Evos Lieblingsbank eins auszuwischen.

Jedoch: wenn die Bank FASSIL von Morales und Co. als Drogengeldwäsche missbraucht wurde (halte ich für gut möglich), dann müsste die Bank ja Geld HABEN und es nicht etwa entbehren. Aber es kam die berühmte „selbsterfüllende Prophezeiung“. Auf das Gerücht, ihre Einlagen würden nichts mehr wert sein, wollen alle sie wiederhaben – und dadurch entsteht ein (weiteres) Liquiditätsleck und es IST nichts mehr wert. Tausende von Bankkunden schliefen tageweise in ungeheuer langen Schlangen vor den Bankfilialen, um etwas zu bekommen. Seit zwei Tagen ist aber jeder Hahn zu.

Gleichzeitig drei Fliegen mit einer Klappe?
1) Mit der Beschlagnahme der FASSIL ist man zunächst wieder flüssig
2) Man schlägt man den politischen Gegnern (ehem. Verbündeten)
ins Gesicht (also Arce dem Morales und Co.)
3) Man trifft aus La Paz empfindlich die verhaßte Region Santa Cruz, wo die FASSIL ihren Hauptsitz hat(te). Diese Animositäten zwischen dem eher rückständigen Hochland (aber mit der Kernwählerschaft der MAS) und der fortschrittlichen und reichen Region im Tiefland hatten wir hier im BLOG schon bezüglich der Ausschreitungen von Oktober 2022 bis Januar, bitte bei Interesse dort noch einmal nachlesen. Da gab es ja sogar Abspaltungsdrohungen. Und die waren ernst gemeint.

Wie aber sollen die Nutznießer von ein paar 100 Häusern und Geldautomaten flüssig werden? Die müssen erst einmal verkauft werden. Und dann sind zunächst den Sparern die Einlagen zu erstatten. Genau daran arbeitet die ASFI (entspricht der BAFin in Deutschland). Macht die Regierung da Schmu, kann sie die Wiederwahl vergessen. Zu viele FASSIL-Kunden verlören Geld und ggf. Existenz, und da sind ja nun gerade eine Menge MASISTAS dabei. Alte Kokain-Kumpels und die kleineren Räder im schmierigen Geschäft sozusagen. Und natürlich sehr viele „normale“ Bankkunden. Die ganz sicher mal wieder auf die Straße gingen.
Außerdem müssten sie nicht das Staatsgold verhökern („Ley de oro“), wenn die FASSIL-Pleite da Probleme lösen würde. Das ist es also nicht.
Sinnvoll wäre jetzt nur eines (Modell UBS – Credit Suisse vor ein paar Wochen): eine gut dastehende Bank mit bisher wenig Filialen übernimmt das Netz und die Schulden zum symbolischen Preis und wird damit eine flächenaufgestellte Bank. Die BISA zum Beispiel. Da war Präsident Arce ja mal im Vorstand. Auf die Idee sollte der also mal kommen können.
Wir sind hier mitten im Abwind. Ziehtöchter und Nachbarn sind betroffen. Nach der Pandemie steht schon wieder eine Pleitewelle an. Ein Bankensturz reißt ja immer viele Unschuldige mit. Berichte weiter, wie wir uns auch aus diesem Loch wieder am eigenen Schopfe herausziehen werden.
Drücken Sie uns ruhig einmal die Daumen