Blödes Foto, oder? Kinderfüße in nassen Socken, davor nasse Schuhe. Bloß, warum war Rocio so sauer, an jenem Sonntagnachmittag?
Es sind derzeit ihre einzigen Schuhe!
Sie hatte Sorge, dass sie am Montag auch noch naß sein würden und sie damit zur Schule müsste. Wie sie denn zB am Sportunterricht teilnehme? Na, mit denselben Schuhen. Wenn die Lehrer sie dann ausschlössen, könnten sie ihr wenigstens keine schlechte Note geben, denn das wäre strafbare Diskriminierung. Und beim Volleyball und so könne sie mit den Schuhen ja mitmachen.
Mir wird immer noch schlecht, wenn ich so etwas höre. Auch nach sieben Jahren Bolivien noch.
So ein liebes und ehrgeiziges Mädchen (und eine meiner pfiffigsten), und dann diese verfluchte Armut, die allem im Wege steht.
Aber gut, deswegen bin ich ja hier. Mit den Spenden der letzten Zeit (DANKE!) wird jetzt wieder ein Schuhprogramm initiiert. Denn es geht vielen Kindern hier so. Und wir möchten wenigstens, dass jedes Kind Schulschuhe, Sportschuhe und auf dem Land auch Gummistiefel hat. Dazu auch ein Paar Gummischlappen für den Gang zur Wassertonne bei der Morgenwäsche. Da die hier so zwischen ein und drei EUR umgerechnet kosten, ein unglaublich kostspieliger Luxus. Gummistiefel gibt es für acht EUR das Paar. Schulschuhe, die auch mal ein Schuljahr halten (danach sind die Füße eh gewachsen) so für zehn EUR.  Sportschuhe für etwas mehr.
Worauf warten wir noch.

Rocio macht übrigens die Liste für das, was an Schuhen den Kindern von Candelaria fehlt. Sie ist da streng, auch mit sich selbst. „Wir kaufen, was wir brauchen, Tio Mathias. Mehr nicht! Sonst sind die anderen in der Schule wieder nur am Lästern…“ Freue mich schon, mit der Meute auf den Markt zu fahren und dann Schuhe, Schuhe, Schuhe anzuprobieren…
Solange sie wachsen und nicht selbst verdienen, ist das dann eben jedes Jahr zu wiederholen. Sind die alten Schuhe noch gut, tragen sie die Kleineren auf. So ist das hier nun einmal.