Femdsprachen – pures Gold

Unsere Tafel ist nicht ungenutzt, wie man an den Wischspuren sieht. Hier das Wort des Tages, mit ein bißchen Umfeldwissen. Wer in Bolivien Fremdsprachen kann, verdient gleich mal das Dreifache, dazu Trinkgeld von Touristen, denn das können hier viel zu wenige. Ganz klar: in diese Nische ist mit den jungen Damen des Hauses vorzustoßen!

Fremdsprachen

Tag der Schüler und Studenten – ein Farbenmeer

22. September 2013 – auch in Deutschland bekanntlich ein wichtiger Tag, Gratulation an die Bundeskanzlerin. Das Jahr gliedert sich in Bolivien eher in Feier- als in Arbeitstage. Kommt meinem heutigen Lebensgefühl sehr entgegen, der bolivianischen Staatskasse wohl weniger. Unsere großen Zukunftskandidatinnen aus dem Kinderheim haben wieder auf der Prachtstrasse hier getanzt. Dreimal dürfen Sie raten, wer den Kindern wieder das Geld dafür gegeben hat und wer sie letztlich dahingefahren hat. Da ich alle unsere Kinder sehr schätze, flankieren die CASA und ich das dann eben auf deutsche Art. Und es lohnt sich – schauen Sie mal. Bis auf die Federhüte haben alle Kinder ihre Kostüme selbst gemacht: Ein Meer von Farben und Federn, auf bronzener Haut unter tiefschwarzen Augen. Habe selten Schöneres erblicken dürfen.

Farben-und FedernmeerEin Farbenrausch

SonnencremeWenn eine bolivianische  Schulkameradin von vielen unserer Kinder aus dem Heim, die die (recht gute!) Schule „Maria Riquelme“ oben in Colcapirhua besuchen,  schon so dick Sonnencreme aufträgt, ist es für uns Europäer allerhöchste Eisenbahn. Ab zehn Uhr morgens steht die Sonne so gnadenlos hoch wie in Deutschland nie, und bis Mittag erreicht sie die Einstellung „Grill Oberhitze“. Wer da nicht mindestens „50“ aufträgt, kann zuschauen, wie sich in zwanzig Minuten die Haut vom Unterarm schält, das ist kein Scherz. Hauttyp 1 (blond und weiß) ist in 8 Minuten gar. Aber das Licht ist ein Zauber. Es ist Ende September, Frühlingsanfang in Bolivien, und es wird noch heftiger!

Gruss an Frau MerkelMaria „Rosario“, 18 Jahre alt und daher selbst berechtigt, ihr Foto hier einstellen zu lassen, grüßt in den deutschen Farben nach Deutschland. Sie weiß in diesem Augenblick genau, dass in zwei Stunden die Wahllokale der Bundestagswahl schließen und wer Angela Merkel ist.  Auf nähere Ausführungen zu Steinbrück, Westerwelle, Trittin und Co. habe ich allerdings verzichtet, man brauchte ja keine Glaskugel, um die Halbwertszeit solchen Wissens und dessen Wert für die Mädchen zu berechnen. Glauben Sie bitte nicht, das die Mädchen hinterwäldlerisch sind, nur weil sie in einem Heim wohnen. Insbesondere nicht, wenn sie mit mir in Kontakt sind… und unsere in der CASA mit allen modernen Informationsmöglichkeiten, schon überhaupt nicht.
Deutschland möchte unsere winkende junge Dame oben auch einmal im Leben besuchen. Und das wird sie auch, dafür können wir alle zusammen mit wenig Aufwand für den Einzelnen sorgen. Sie wird übrigens die erste Sportlerin in der Casa werden: sie möchte von sich aus unbedingt Leichtathletik machen. Gefällt mir riesig, hätte es so gerne, wenn die anderen jungen Damen auch etwas mehr Sport machen würden… aber wenn der Container mal irgendwann kommt, gibt´s ja immerhin schon mal Selbstverteidigung in der Casa… und ein paar Krafttrainingsgeräte sowie einen Sandsack

Tita und Linda sind jetzt bei uns

Konnte ja gar nicht anders sein. Wir haben uns gut vorbereitet, einen Stundenplan gemacht, wer wann ausgeht mit „dem“ Hund (ich mache unter anderem den SONNTAG, da haben die Mädchen frei und können mit ihren Freundinnen oder Freunden ausgehen, und für mich ist der Sonntag ein Tag der Besinnung, erst Kirche, dann ein langer Spaziergang oben in den Bergen mit unseren Hunden – Balsam für die Seele…), und wir wollten nur EINEN Hund. Aber dann siehst Du die Kreaturen im Tierheim, und alle 75 Hunde sind es wert, gerettet zu werden. Mist. Man kann leider nicht die ganze Welt retten.

Wir haben daher den alten Trick angewendet: wer zuerst zu uns kommt, ganz ruhig ist und bleibt, ist unser Hund. Tita, drei Jahre, und Linda, ein paar Wochen, haben das gemacht.

Hunde_waschenErstmal waschen. Tita roch nicht gerade nach Flieder, aber sie macht alles mit. Ein feiner Hund, selbstbewusst an der Leine, stark, aber sie sagt nicht viel. Wenn so ein Streuner kommt, nimmt sie eine Fellprobe und gut is.
Hunde_bürstenTita bürsten. Sie verliert Fell, ein gutes Zeichen, dass der Sommer kommt.

Hunde_päppelnAufpäppeln. Unsere beiden kamen jetzt nicht gerade übergewichtig hier an.

HUnde_lieben_und_spielenSpielen und liebhaben.

Erster_AusflugErster Ausflug. Natürlich mit Halsband und Kette (Leine) das Halsband haben beide immer, dann können sie nie für Streuner gehalten werden. Hier mit Marisol und Noemi. Bin begeistert, wie die beiden auch perfekt mit der Abwehr der Strassenhunde umgegangen sind. Meine Töchter sind klein gewachsen und haben nicht gerade eine elitäre Geschichte hinter sich. Aber sie sind zäh wie Leder. Das hat das Leben sie gelehrt.

LindaLinda. Das kleine Mäuschen. Hier nach dem Nuckeln an Andreas großem Zeh… wohl doch zu früh von der Mutter getrennt…

Neue Tradition: Das Dinner der Woche

In unserer tollen Musterküche (nicht: Maggi-Kochstudio, Matzes Kochstudio :-)) ist es eine Freude gemeinsam zu kochen. Und die Mädchen wollen das, wollen neue Gerichte lernen und kosten, machen begeistert mit, da kann man gar nicht anders als es ihnen beibringen zu wollen. Samstag ist der Tag, an dem alle da sind, in der Woche haben wir ja alle die verschiedensten Stundenpläne. Daher haben wir Samstags ja schon den „Film der Woche“ (auch hier zu sehen), und vorher machen wir jetzt das „Dinner der Woche“. Wer mich länger kennt, weiss, ich kann einigermaßen kochen. Heute haben wir mit „Salade nicoise“ und „Lasagne“ begonnen, dazu gab es Weissbrot mit Olivenöl und Salz und unsere obligate Coca-Cola Zero.

Matze_KochstudioMatzes Kochstudio

Lasagne_bauenLasagne stapeln

DSCN2462Erfolgserlebnis: das Candlelight-Dinner kann beginnen

Die kleine Fleischbrötchenfrau

Seit 2009 kenne ich diese Dame, etwa 1,48 Meter groß und ein bißchen rund, sie verkauft auf dem Markt „La Cancha“ Hamburger – stets frisch gemacht, mit herrlichem frischem Räucherfleisch, frischestem Gemüse und Soßen nach Wahl. Sieben Tage die Woche ist sie da, um die Ausbildung ihrer Kinder zu finanzieren. Sie befindet sich immer unten bei dem Kofferverkauf eine Ecke tiefer vom Ende der San Martin, dann rechts rein zu den Koffern und Sportartikeln. Von Anfang an hat sie immer gefragt, was ich hier mache und wie es den Kindern geht, und so manches mal einen guten Tipp gehabt, wo ich günstig Schuhe einkaufen kann etc. Ihr Name ist Lucero. Auch unsere jungen Damen mümmeln andächtig ihre Fleischbrötchen. Ein Kult-Stopp jede Woche bei den Einkäufen.  Um mal mit Hygiene-Vorurteilen aufzuräumen: habe bestimmt schon hundert der Brötchen gegessen in vier Jahren, nicht einmal hat mein Magen gemuckt. Aber meine Geschmacksnerven haben stets vor Freude gehoppelt… Das frische Brötchen kostet heute umgerechnet 70 Cent mit ordentlich Fleisch. Nicht ganz billig für bolivianische Verhältnisse, aber danach können Sie kistenweise Saft zum Auto schleppen. Vale la pena, wie wir hier sagen..

Fleischbrötchenfrau