Quinceañera – Fünfzehnjährige

Heute berichten wir einmal von einem Mikroprojekt. Sonst findet so etwas hier kaum Eingang. Chandal ist eine Schulfreundin von Elvira. Ein sehr nettes Mädchen aus einer intakten Familie. Sehr kinderreich, und deswegen kann es sich die Familie nicht leisten, den Kindern mehr als die Grundbedürfnisse zu bieten. Auch da springen wir zuweilen ein. Der fünfzehnte Geburtstag ist für ein bolivianisches Mädchen sehr wichtig. Früher waren sie zu dem Zeitpunkt erwachsen und durften sogar heiraten (was für ein Horror). Noch heute machen wohlhabende Familien ein großes Fest daraus. Für Chandal wäre nicht viel passiert. Deswegen haben wir eine Torte machen lassen, die umgerechnet 9 EUR kostete. Und abends war Kino-Tag („2 für 1“), für etwa 3,80 EUR konnte Elvira Chandal in den Film „KONG“ einladen, den sie sich gewünscht hatte. Also hat Chandal für nicht mal 15 EUR Augenstrahlen gehabt und einen Tag verlebt, den sie nie vergessen wird. Und sie ein bißchen anderen Mädchen gleichgesetzt hat. Urteilen Sie bitte selbst, ob das vernünftige Spendengeldverwendung ist oder nicht

„Morder la torta“. An einem solchen Ehrentag geht es schon mal tiefer hinein. Keine Sorge, die Torte wurde trotzdem restlos vertilgt. Zimperlich sind sie ja nicht

Bester Laune, und für´s Kino war das Gesicht dann wieder frei

Sie heisst Chandal Krishna. Also ein bolivianisches Mädchen mit französisch-indischem Namen in einem deutschen Haus, bekleidet mit einem Norweger-Pullover (ist meiner, habe ich ihr wegen erstaunlicher und unerwarteter Kühle an dem Tag geliehen), zum gemeinsamen Englisch-Lernen. Das nenn ich Globalisierung.

Armut

Danke, Frau Delphina Steinmetz.
Dies sind die Realitäten, aus denen die Kinder zu uns kommen.

Fährt noch. TÜV? Haben wir gelacht

Kochkurs – mal wieder, und warum nicht

Die Mädchen haben natürlich auch ein soziales Leben. Gehört zur Entwicklung dazu, hatten wir ja auch. Aber das kann uns auch konkret weiterhelfen. Wir laden Freunde oder Freundinnen zu einem Kochkurs ein. Darf Spaß machen und lecker sein. Schadet aber nichts, wenn dabei spielerisch gesunde Zubereitung (so gesund wie möglich in diesem Ambiente) erlernt wird. Hier die Jungs, die den thüringischen Grill zu handhaben lernen. Folie gegen direktes Feuer am Fleisch

VeggieDay kann man in Bolivien (in fast ganz Südamerika) fast genauso vergessen wie in der Kantine des Bundesumweltministeriums. Die allermeisten Menschen lassen sich zumindestens hier nicht einreden,  sie seien an sich Kaninchen. Hier hungern noch Menschen, da gibt es keine Wohlstandszeigefingerei von Menschen, die sonst keine Probleme mehr haben. Essen, wenn man es hat, ist fast heilig, egal, wo es herkommt. Schließlich gibt es in der Wüste genausowenig Vegetarier wie im Schützengraben Atheisten.
Artgerechte Haltung von Tieren in der Nahrungsmittelproduktion ist freilich ein anderes und sehr wichtiges Thema. Wenn Südoldenburg das mal geschafft hat, können wir 50-70 Jahre später vielleicht auch in Entwicklungsländern einmal darüber reden oder sie, wie gehabt, darüber hochnäsig belehren

Das Küchenteam. Grüner Salat mit Tomate und Zwiebel in Olivenöl, der berühmte bolivianische „Reis mit Käse“

Unsicherheiten abbauen. „Jetzt schon die Milch und den geraspelten Käse rein oder noch warten?“

Kochkurs kann nicht heißen, alles fertig zu kaufen. Am Tage zuvor haben wir das Fleisch eingelegt. Alle haben verstanden, wie es geht und warum es den großen Unterschied macht

Und es gehört auch dazu, den Tisch anständig zu decken und dann zu genießen. Mit dem Querläufer auch ein bolivianisches Element bei Tisch

(Kinder)Karneval in Colomi 2017

Mit Karneval ist es für mich als einem Norddeutschen ein bißchen wie mit Weihnachten. Ohne Kinder fährt man am besten ganz weit weg und entdeckt neue Spezies im tropischen Regenwald oder so etwas. Mit Kindern ist es etwas Anderes. Die machen solche Feste einfach bunt und wonnig. Diesen Sonntag (wohlgemerkt: wieder NACH Aschermittwoch) war Karneval in Colomi, traditionell eine sehr feuchte Angelegenheit, ob es nun regnet oder nicht. Das liegt an den vielen Wasserbomben, Wasserpistolen und so weiter. Symbol: der Karneval reinigt uns von den Verkrustungen des alten Jahres, und deshalb darf da auch gelacht werden und Ausgelassenheit vorherrschen. Im morgendlichen Regen haben wir erstmal lieber in unserem Schuppen in Candelaria gespielt. Man muss ja nicht den ganzen Tag naß sein. Die Kinder brauchten lediglich zwei zu Ringen verschweißte alte Seilstücke, um bester Laune zu sein…

Regenzeit bedeutet auch, dass die Lagune Corani wieder da ist. Alles, was Sie an vorderem Wasser sehen, war 7 Monate trocken und Feld für Bohnen und Kartoffeln. Die Lagune erfüllt damit viele lebenswichtige Zwecke:
1) in 3.300 Meter Höhe ist sie kristallklar und erstklassige Trinkwasserversorgung
2) ihre regenbedingten Gezeiten treiben ganzjährig Turbinen an und sorgen für den Strom in allen Dörfern, auch in Candelaria
3) die Forellen gehören zu den besten Boliviens und gedeihen üppig
4) als Naherholungsgebiet für Paddler ist die kilometerlange Lagune mit den Anden drumherum ein Idyll. Schadet nix, dass ich das einzige Kayak da oben zu liegen habe
5) in der Trockenzeit sind die Böden alljährlich erneut mit fruchtbaren Vulkanmaterialien aus der Regenzeit erfüllt geschwemmt. 90 Bodenpunkte. Der Anbau wächst wie verrückt

Hier essen wir gerade Forelle und Kartoffeln, gekauft durch CDLB, Rosemary und Alex haben uns in ihre Küche eingeladen. Es ist wie mit Kindern in aller Welt. Ganzer Tag draußen bei Wind und Wetter, herumrennen und ausgelassen, lieber 5 – 6 Mal kleine Mahlzeiten

Alex hat derzeit den Pubertätsspleen, nicht auf Gruppenfotos sein zu wollen. Er war aber der Meinung, Lesli (4) müsste nun endlich alles über Wasserwerfer wissen. Hier einfüllen…

… und Feuer. Nee, Wasser

Ob Regen oder nicht: der Zug ist NASS und voller Rasierschaum

Unsere sind ja nicht von gestern. Hier unten in Colomi am Parkplatz, bestens aufgerüstet

Lauern am Strassenrand. Erste Kampfspuren

Vormarsch in Schaum- und Wasserschützenwolke. Links und rechts Alex und Choco mit schwerer Wasserartillerie, die Mädels mit Schaumdosen. Bin mit den beiden Kleinen an der Hand im Abstand. Das wird respektiert, nur wer sich als Kombattant outet, steht im Kreuzwasser…

… und in den Hauptgefechtsabschnitten gehe ich mit den beiden Kleinen einfach in eine kleine Bäckerei, um was Leckeres zu schlürfen. Die Großen sind dann auf sich gestellt und umso beweglicher und erfolgreicher