Ein Paket aus Deutschland gegen den Winter (Südhalbkugel)

Ende Mai ist hier Winter. Die Wolken hängen tief und schwer in Candelaria, nur 50 Meter über den Dächern (die sich bekanntlich auch schon in etwa 3.400 Metern Höhe befinden). In den Nächten wird es wieder kalt. Zeit, die schönen Sachen aus dem Paket von Clarissa Evers (und Familie und Freunde und Nachbarn…. daaanke!) aus Hamburg zu verteilen. Hier im BLOG sehen Sie im Zurückblättern, dass wir zwei wärmende Jacken für Yasmin und Lesli schon vor zwei Wochen wegen des Geburtstages von Lesli vorgezogen hatten. Jetzt kommt der Rest „an den Mann“

Im Haus von Hermana Cristina ist das deutsche Paket von Clarissa offen. Wir hatten es feierlich wieder verschlossen, um den Kindern die Öffnung zu ermöglichen. Unterschätzen Sie bitte nicht, was das für die Kinder bedeutet.
„Pschschsch“ … „Jetzt halt doch mal die Klappe, caracho…“

Tochter Elvira präsentiert jedes Stück mit großem Ernst. Das gibt es hier nicht, dass solche Wertstücke „verramscht“ werden. Vorne auf dem Tisch die -bislang- demokratisch abgesonderten Sachen für Gustavo, Yasmin, Nelsi, Lesli und Noel, die heute nicht dabeisein konnten

Danke, Clarissa. Das haben sie sogar gesagt, ich Blödmann habe nur den Knopf für „Filmaufnahme“ nicht gedrückt und das in dem Moment nicht mal bemerkt. MANN!
Sie wollten, dass das Paket mit den Sachen für die Nichtanwesenden auch mit ins Bild kommt. Sie hatten Recht

Was soll uns Nieselregen und Kälte eigentlich an unserem geliebten Fussballspiel hindern?

Bella ist beim Stöckchenholen bei der Lagune mittlerweile in der Baumstammklasse angekommen. Gut für ihre Nackenmuskeln
Und unsere Kleinste, Maya, verbrachte den Tag altersgerecht in Tatianas Bett

 

Auf der Suche nach dem Schnee

Aufsteigen, zunächst im Auto, den Rest zu Fuß. Auf 4.100 Metern werden die Eukalypthus-Bäume merklich kleiner – aber sie sind noch da! Googlen Sie doch einmal die Baumgrenze in Deutschland / Europa

Das höchste Dorf im Bundesstaat Cochabamba – und vermutlich eines der höchstgelegenen dauerbewohnten Dörfer der Welt

Der vermutlich höchstgelegene Reifenflicker der Welt. Und gut, daß er da ist ….

Hier war 2015 schon alles tief verschneit. Der Klimawandel macht hier auch nicht halt. Für Interessierte: googlen Sie doch einmal „Bolivien – höchstgelegenes Skigebiet der Welt“, 280 km von hier. Heute ist der Gletscher komplett verschwunden, dort existiert nur noch nackter Fels, Hotels und Skilifte verrotten. Übrigens: Tochter und Hund sind immer als erste oben. Der Unterschied beträgt eben doch schon 3 Gramm und 4 Minuten. Und: der Rest der Familie behauptete, keine Zeit zu haben. Verdächtige sie ein bißchen: keine Lust….

Ab 4.500 Metern geschlossene Schneedecke. Allerdings ist der Aufstieg mühsam. Alle 50 Meter Höhenunterschied machen einen schlagartig 3 – 4 Jahre älter

Gut für heute. Rechts über Elvira ginge es weiter auf 5.035 Meter Höhe (Pico Tunari). Allerdings wird der Weg zunehmend verbraucherunfreundlich. Die Höhe des Matterhorns ist aber damit schon fast erreicht, da fehlen nur noch etwas mehr als 20 Meter. Der höchste Berg Europas, der Mont Blanc, wird vom Tunari schon locker übertroffen. Andere Berge Boliviens werden per Definition nur noch vom Himalaya überragt – allerdings nicht, wenn man vom Fuß des Berges, also vom Meeresboden misst. Dann sind die Anden fast 16.000 Meter hoch. Ab Meeresspiegel gemessen müssen sie sich – in aller Gelassenheit – dem Himalaya geschlagen geben

Ernte und Geschenke aus Deutschland

Herrliche Kartoffeln. Keinerlei Chemie nötig, die jährliche Überschwemmung durch die Lagune bringt genügend (vulkanische) Nährstoffe

Danke, Clarissa Evers und Nachbarin Miriam! Wir haben dies vorgezogen, da Lesli (rechts) am 15.05.2017 ihren 4. Geburtstag hatte. Und da kann man Yasmin (links) nicht außen vorlassen, da gibt es Tränen. Die anderen warmen Sachen gibt es demnächst oben, ab Juni fangen ja die eiskalten Nächte wieder an! Dann wird alles oben gebraucht. Fotos dann wie immer hier! DAAAAANKE

DAAAANKE Elke Gille, sagt Noemi, auch und gerade für die Nähsachen, die sie täglich braucht

Hochwasser Laguna Corani. Jetzt hat sogar Candelaria einen Strand. Die Lagune ist allerdings schon wieder kräftig auf dem Rückmarsch

Sogar der Starkstrommast, den Sie schon kennen, steht in diesen Zeiten auf einer Insel. Die Kinder wollten trotzdem da klettern. Wie?

Gesagt, getan. Die Familien Ortis und Rodriguez haben ein Boot dort zu liegen, um Forellen zu fischen.
Das „Bayern-München-Lewandowski-9“ – Shirt muss ich meiner Größten noch ein wenig verzeihen lernen. Sie ist unbelehrbarer Top-Bayern-Fan

Nancy, Mutter von Yasmin und Lesli, mit Nelsi, der Kleinsten und ihren Tieren. Mal ganz froh, wenn die beiden Größeren den ganzen Tag mit uns sind

Ernte sortieren. Wir helfen gerne mit und bekommen ein lecker Säckchen mit nach Cochabamba

Täglich „Brot“ mit selbstgezogenen Erdfrüchten und selbstgemachtem Käse. Einfach, aber schmeckt und stärkt. Chemiefrei!

Und immer ist auch Zeit zum Spielen. Sind Kinder, keine Ernte – Leiharbeiter

NICHT den Knopf drücken! NICHT!!!

Gut, nicht das allerneueste Bild, aber gerade wieder aktuell.
Auf (berechtigte!) Nachfragen: die Adoptivfamilie wird NICHT von Spenden finanziert. Nicht ein Pfennig / Cent / sonstwas. Das MUSS Ehrensache sein und bleiben. Was natürlich nicht immer zu trennen ist: meine Adoptivtöchter waren früher Heimkinder und waren damit durchaus im regulären Spendenkreis. Und sie machen heute in den Projekten mit, wieso denn auch nicht, fahren mit nach Candelaria (nicht immer, aber eben dann, wenn sie wollen), machen Musik, spielen mit den anderen Volleyball usw. usw. Das ist gut so. Wir erziehen hier gewiß keine Unmenschen, die vergessen, wo sie hergekommen sind. Verspreche aber trotzdem: zahle lieber aus meiner eigenen Tasche, wenn es unmöglich ist, Ausgaben zu trennen. Fühlt sich eh besser an, und wir verhungern ja nicht gleich. Luxus braucht in diesem Land ja ohnehin keine/r. Was wohltuend sein kann.

Jetzt zum Foto: Veronica, Tochter Nummer 3, damals noch im Heim (etwa 12 Jahre alt, heute nun auch schon 14) hat eine Sekunde vor der Aufnahme gefragt: „Lustig, der rot leuchtende Knopf. Darf ich den drücken?“

Antwort war etwa:

„Mäuseken, NEIN!!! Nicht drücken!! Erkläre Dir später den Unterschied zwischen Übungsbetrieb und Konzertbetrieb, versprochen, aber jetzt nimm den Finger da weg!!!“

Schön. Vero wäre ja nicht meine Tochter, wenn sie jedem Anwurf einfach so gehorchen würde.

Sie dachte vier Sekunden nach.

Dann drückte sie den Knopf.

Es dauerte nur wenige Stunden, überall Entschuldigung und Abbitte zu leisten. Das explodierte Einfachglas-Fenster würden wir schnell ersetzen (haben wir gemacht). Und Anai, rechts im Bild an der Gitarre, versicherte, dass das Klingeln im Ohr schon stark nachlasse.

Wenn Du Töchter hast, die Du wie ein Idiot abgöttisch liebst, braucht Du eigentlich keine anderen Abenteuer mehr. Als wortkarger Forscher allein die Salzwüste durchstreifen? Dafür bist Du vor der Tagesschau schon zu müde. Heldentum war gestern. Um 22:30 Uhr stupst Dich Dein Hund besorgt an, ob da noch Leben drin sei. Gemerkt hast Du das nicht – das erzählen Dir Deine giggelnden Bestien genüßlich am nächsten Tage…

Die kann man nur liebhaben, diese wunderbaren kleinen Nervensägen. Ein Leben ohne sie? Was soll das denn, bitteschön, für ein Leben sein?

Vielleicht wird die vierte, die kleine Brenda, ja mal etwas ruhiger.

Wer´s glaubt……