Noemi´s „Laden läuft.“ Da meine Mädchen dringend ihre Freiwilligen – Uniformhosen für die Südamerikanischen Sportfestspiele (wir machen da alle irgendwie als freiwillige Helfer mit) gekürzt bekommen mussten, kam sie zum Mittagessen (übrigens Tortellini mit Schinken-Sahnesoße, hausgemachte Guacamole und Salat von Rocío aus Candelaria mit frischgepresstem Pfirsich – Fruchtsaft) vorbei und bediente wieder ihre „alte“ Lern-Nähmaschine.
Dabei erzählte sie, dass sie noch einen Ausbilderkurs machen möchte und dann teils ihre Werkstatt betreiben, teils Unterricht geben wird. Glänzende Idee. Vermutlich werden wir da als Start-Up-Helfer auftreten…
Denn das ist genau unser oberstes Ziel hier: Unabhängigkeit schaffen
Kinnlade fällt runter
Und jetzt kommen Sie! Was war los? Am Freitag erreichte mich ein Hilferuf aus Candelaria. Die großen Mädchen hätten Donnerstag ihren ersten großen Ball, im Rahmen der südamerikanischen Sportfestspiele – aber weder Kleider noch hochhackige Schuhe. Also haben wir die Schränke der Töchter hier geplündert und das Erbeutete leihweise nach oben gefahren. Als sich meine Ziehtöchter oben umgezogen hatten, wurde ich hereingebeten. Mir fiel die Kinnlade runter. Ok, endlich verstanden. Das sind KEINE kleinen Kinder mehr.
Traditionelle Kleidung und Tanz
Erkennen Sie sie wieder? Das sind Aydet (Mitte) und Lizeth (rechts), zwei sehr liebe Schwestern, die im Heim „San Francisco“ leben. Sie sind Patentöchter der Casa, 2016 haben wir ihnen in unserem Hause ihre Erstkommunionsfeier ausgerichtet (Siehe September 2016, Klickleiste links). Aydet ist die Jüngere, aber jetzt schon größer als Liz. Solche Überraschungen sind das Wunderbare an der Arbeit mit Kindern…
Kleidung für Marisol
Marisol ist nicht ganz so gesund wie andere Kinder, sie kann nicht so gut ihre Bewegungen kontrollieren und auch nicht so gut sprechen. Nancy, Mutter von Yasmin und Lesli, hat uns auf diese Familie am anderen Ende von Candelaria aufmerksam gemacht. Die Eltern sind nicht da. Die beiden älteren Geschwister sind nie zur Schule gegangen, haben nur irgendwie die Familie zusammengehalten. Drei kleinere Geschwister gehen zur staatlichen Schule. Marisol müsste auf eine besondere Schule, aber dafür ist kein Geld da. Darüber denken wir auch gerade noch nach
Kasten offen. Ich bin froh, daß ich von den großen deutschen Kleidersendungen immer ein, zwei solcher Kisten in Reserve halte und in solchen Momenten reagieren kann. Marisol ist acht, rechts ihre große Schwester, zehn Jahre alt. Hat natürlich auch was bekommen, aber alle Geschwister sagten, für unsere Mari sei es am Dringendsten
Benefiz 1 – SmoveyWalk Braunschweig 26.5.18
Döneken
Katastrophenhilfe statt Karneval
Bitte klicken Sie auf den orangenen Schriftzug und lesen Sie unseren Brief, danke:
Spendenaufruf Schlammlawinen 2018
Wenn schon die deutsche Tagesschau mal von Bolivien berichtet, was sie sonst fast nie tun („die haben doch jetzt ihren Indio-Präsidenten, denen geht´s doch gut“), dann muß man davon ausgehen, daß es dicke gekommen ist. Und so ist es….
https://www.youtube.com/watch?v=5LKnIz4RVi8
Riesige Felsbrocken werden einfach so mitgeführt… und richten Entsprechendes an… Tiquipaya ist eine hübsche, ländlich geprägte Westvorstadt von Cochabamba. Nein, WAR eine hübsche, ländlich geprägte Westvorstadt von Cochabamba
https://www.youtube.com/watch?v=Cjw9B-ozRB0
Und so bewegt sich das Grauen auf die Ortschaft zu… man kann die Wucht, glaube ich, nur so verstehen…
https://www.youtube.com/watch?v=JgOEB2S0Z94
Auch wenn man kein Spanisch versteht … dies dürfte für sich sprechen …
„lodo“ = Schlamm, „perdido todo“ = alles verloren, „no hay nada“ = haben nichts mehr, „mazamorra“ = Schlammlawine, „maquinaria“ = schweres Räumgerät
https://www.youtube.com/watch?v=GQT3B98GfgQ
Dieses Video erzählt von wiederholter Überschwemmung. Man hatte schon mit Aufräumarbeiten angefangen … wieder alles dahin, und nochmal neue Schäden obendrauf…..
Wie so viele andere auch fuhr ich mit meinem alten 4×4 Pickup, das sich in solchen Lagen äußerst bewährt, Hilfsgüter in den Matsch hinaus. Letzterer stinkt mittlerweile mächtig, man möchte gar nicht wissen, was da so alles drin ist. Man kann es sich aber vorstellen. Habe zB eine volle Ladung Babywindeln, geschenkt vom Hersteller am anderen Stadtrand, dahin gefahren. Die braucht man jetzt gleich dreimal so dringend. Die Menschen konnten sich ja nicht ausgerechnet die Windelpackung unter die Arme klemmen, als das Haus wegbrach. Zugleich grassiert Brechdurchfall durch das faule Wasser und den Schlamm. Und auch bereits „saubere“ Kinder machen durch die Traumatisierung wieder unter sich… hatte mir selbst auch etwas eingefangen da draußen, Ruhr-ähnliche Zustände in der keramischen Abteilung daheim …
Das war mal eine normale Siedlungstraße. Rechts ist alles vollkommen weg…

Im Waschhof unseres Mietshauses. Der Grundwasserspiegel ist so hoch, dass das Regenwasser nicht mehr abfließen kann. Also läuft alles über und das Wasser auch irgendwann ins Haus. Wir haben sozusagen eine „Wache“ eingerichtet, auch in der Nacht, wenn es regnet, muß die „Wache“ wenigstens das Haus wieder freischippen. Nach vorne auf den Rasen. Doch der ist mittlerweile auch wassergesättigt. „Habe das Gefühl, hier immer dasselbe Wasser durch die Gegend zu tragen“, maulte Vero. Na ja, wo sie Recht hat, hat sie Recht….
Unser derzeitiges Haus hat (wie die meisten) keinen Keller. Es steht derzeit mit dem Fundament im hohen Grundwasserspiegel. Die alten Wände saugen das Grundwasser hoch – ob wir schippen oder nicht, das kann den Effekt nur verlangsamen – verdunkeln sich erst und beginnen dann, sich aufzulösen. Hier ein Zimmereingang, Türrahmen bereits abgelöst. In den Einbauschränken riecht es modrig
Wenn wochenlang immer wieder Wasser ins Haus eindringt, ist die Substanz irgendwann angegriffen. Hier die Konsole der Küchenschränke. Scharniere verrosten…
… das Holz quillt auf und passt nicht mehr. Haargummis der Mädchen halten die Türen zu…
… und innen drin fallen ganze Stücke aus der Wand. Eins steht wohl fest: unser Mietshaus hier wird nicht weitere 40 Jahre älter. Ein Zimmer ist jetzt definitiv unbewohnbar geworden. Die Mädchen rücken zusammen. Allerdings hat eine befreundete Nachbarin sich angeboten, unsere Dany einstweilen aufzunehmen. Sie hat da manchmal ein Taschengeld im Restaurant verdient und wohnt jetzt halt eine Zeit dort, wo sie auch zuweilen jobbt. Schon entspannt sich die Lage etwas. In Krisenzeiten kann man ja nicht wählerisch sein… auch wenn es weh tut, ein Kind nicht bei sich zu haben und schützen zu können. Das macht keine Freude, das kann ich Ihnen sagen. Gott sei Dank hat sie Heimweh und kommt oft vorbei. Und die Mädchen prummeln sich manchmal alle in ein kleines Bett hier, dazu noch Hund und Katze. Das beruhigt sie, gibt ihnen Nähe und nimmt die Angst. Völlig in Ordnung
So sieht es aus, wenn der ungebetene Fluß wieder aus der Küche rausgeflischt (-geeimert) ist. Mittlerweile erkennt man sogar schon eine Art „Flußbett“. Die Ablagerungen bekommen wir nach der Regenzeit vermutlich nur mit Chlor weg
Die wichtigste Lebensader nach Colcapirhua, Quillacollo und Vinto (Westvorstädte von Cochabamba) und dann weiter nach La Paz (Nordwesten) und Oruro (Südwesten), 3 Spuren in jede Richtung, auf 60 Meter Breite einfach weggespült. Der kleine Bach unten im Bild, unter der Straße kanalisiert, erreichte Rhein-Breite….
Ob Baum oder Stahlbeton, alles wurde einfach mitgerissen und strandete oft weit weg vom Ursprungsort
Dies war mal eine Anwohnerstraße in Colcapirhua, asphaltiert, mit Bürgersteigen, Bäumen und Sträuchern, Telefon- und Strommasten
Und dies Schulhof und Sportplatz eines Schulzentrums
Hier standen bis vor kurzem Lehmziegelhäuser. Davon ist fast gar nichts mehr da
Das Behindertenheim Maria Cristina mit derzeit 78 Bewohnern musste vollständig evakuiert werden
Und die verbliebenen Tiere suchen sich einigermaßen trockene, nicht verseuchte Rasenstellen. Was sollen sie auch machen. Sehr viele Tiere sind in den Fluten umgekommen. Das riecht man auch
Bolivianische Kindergesichter 23
Fußball Riesenschritte
Zweieinhalb Jahre später (siehe auch Dezember 2015: ihr Abitur und den Abschluss des ersten Halbjahres-Torwartkurses sowie Studienbeginn Juni 2016 ganz unten) ist meine Größte gesetzte erste Torfrau im Frauen-Team „10ter Dezember“, das schon einige, zum Teil beachtliche Turniererfolge eingefahren hat. Sie trainiert sowohl während des Semesters als auch in den Ferien 4-5 Mal die Woche, dazu kommen die Punktspiele. Freitags hat sie ein Torwart-Sondertraining bei keinem Geringeren als dem früheren Top-Torwart der Männer-Erstligamannschaft „Bolivar“, so was wie die Bayern Boliviens. Passt, sie ist ja Bayern- und Neuer-Fan, da kommt kein Panzer gegen an. Freitags ist sie dann wieder mal einzige Frau auf dem Platz. „Frau“ ist richtig – dieses Jahr wird sie 22, da ist mit „Mädchen“ und so weiter nichts mehr zu reißen.
Nenne das immer das „Hoppel-Gestell“ – aber es ist eine effiziente Torwart-Trainingsmethode. Der Grund-Bewegungsablauf wird in der Stunde immer schneller und komplizierter. Seitwärts über das Gummiband, sofort abtauchen und zurück, hin und her – und irgendwann kommt der Ball und das Ding halten, wenigstens vom Tor weg, am besten fangen, festhalten. Koordination Bewegung – Ballkonzentration. Macht sie klasse
Noch Fragen?
Vermutlich hat zumindestens der Trainer der bolivianischen Frauen-Nationalmannschaft welche. Er war schon zweimal bei einem Punktspiel der „10te Dezember“ und soll auch beim Torwart-Sondertraining schon einmal gesehen worden sein. Jetzt muss man noch wissen, dass es in der Nationalmannschaft noch der Stärkung der Abwehr bedarf … und im Tor …
KINO – schön wie in der Heimat
Auch in Bolivien gibt es mittlerweile Großleinwandkinos mit all den schönen Kalorienbomben. Wegen der Inflation ist das zwar leider mittlerweile schon teurer als in Deutschland, aber machen wir ja nicht jeden Tag, nichtmal jeden Monat. Hier mit Töchtern – natürlich wo?
STAR WARS 8 – den ersten habe ich schon etwa im heutigen Alter meiner jüngsten Tochter damals im Capitol in Braunschweig gesehen. Den Mädels hat das Effektspektakel auch gefallen, zumal diesmal ja auch der berühmte bolivianische Salzsee „Salar de Uyuni“ Schauplatz ist (siehe auch April 2015, ganz unten).
Und dann findet man Luke endlich, und der hat nix Besseres zu tun, als wieder abzutreten … na guuuut, die Wege des Jedi sind eben schon immer unergründlich gewesen






