Auf „dicke Hose“ machen und nur Schaden anrichten

Eines meiner Mädchen (Name bleibt geheim) fuhr bei einem dieser nutzlosen Vollpfosten hier (hatte ich beiläufig schon mal erwähnt, was ich von den Rotzlöffeln hier halte?) auf dem Motorrad mit, weil der natürlich auf dicke Hose machen und wohl auch sonstwas in der Richtung wollte. Motorrad illegal, keine Versicherung, kein Führerschein, und natürlich weder Helm noch Schutzkleidung. Es geht ihr langsam besser. Wie es „ihm“ geht, ist mir übrigens vollkommen wurscht

Die Matratzen der Mädchen sind da!

Vor einigen Tagen hatten wir ja hier von der Handfertigung der Matratzen für das Mädchenhaus berichtet. Das dauert natürlich seine Zeit, aber gestern Abend kam die Meldung: geschafft!

Also los mit unserem guten alten Arbeitspferd Tacomita und abholen

Sieht doch aus! Zugleich praktisch und robust! Die Folie bleibt zum Schutz gegen Staub usw. erstmal drauf. Man hat ja gelernt, wie schnell hier wieder irgendwelche Querschläger um die Kurve kommen und alles verzögern. Trotzdem: wir sind gewappnet. Wenn es los gehen kann, geht es dann auch zackig los….

Blick vor und zurück: Schlussspurtmotivation

Es wieder ein Bau- und Ramschzeitfenster offen, und das macht wirklich gute Laune. Bald gibt es hier wieder Erfolgserlebnisse abzubilden, und das werde ich mit Wonne tun. Spätestens im Januar kommen dann auch die ersten lernhungrigen jungen Damen, und dann gibt es auch wieder einen vernünftigen Tagestakt.

Es motiviert aber auch, mal auf alte Erfolge zurückzublicken. Vor achteinhalb Jahren gab es die erste Casa! So haben die Mädchen das damals honoriert:

Man sieht, was die Regelschulen hier wert sind. Die (vormaligen) Heimmädchen können nichts dafür. Sie sind trotzdem alle “ was geworden“

Ein Foto ist besonders viel wert. Hier Andrea, die Pfiffige. Die Heimkinder hatten kaum welche! Oft schreiben sie mir und bitten um Fotos aus ihrer Kindheit, ich richte dann immer einen Foto-Ordner in der CLOUD ein und gebe ihnen Zugriff. Man gibt ihnen so nichts Geringeres als ein Stück Kindheit zurück!

Noemi I. Mit ihr hatte man immer auch einen Zoo zu Hause

Silveria, mit klassischem Rock. Neben ihr eine Tante aus dem Heim, die mir von mir ihr geliehenes Geld auch nie zurückgezahlt hat. Man lernt hier auch, nicht zu blauäugig zu sein

Paola, unsere Schlagzeugerin, Carolina und Leticia, die heute 28 geworden ist, damals noch als Heimkinder

Leticia heute. Sie werden strahlende Sterne, man muss ihnen nur zur rechten Zeit eine Hand reichen

Leticia vor ein paar Wochen. Ist in der Schneider- und Modebranche schon ganz gut aufgehoben

Coole Luzy und sonstige Lichter im Tunnel

Die kleine Maus sieht doch mit meiner Dunstkiepe richtig klasse aus

Und es geht endlich weiter! Wir haben Holz, wir haben Mannschaft, jetzt müssen die Schränke im Mädchenhaus her! Heute wurde geplant, gemalt und diskutiert. Morgen Samstag steht der Kostenplan… und los ….

Wir müssen vor der Regenzeit auch an die Lasuren ran. Tropensonne und Regen fressen auch den besten Lack weg. Diese Tür ist erst ein Jahr alt!

Die kleine Matratzenmanufaktur in Mairana, Nachbarort, ist NICHT pleite gegangen. Sie haben Corona mühsam überlebt. Jetzt machen sie die Matratzen für das Mädchenhaus. Jorge Miranda ist selbst ein Heimkind aus Cochabamba. Schon deshalb bestelle ich da und nicht woanders

Handgearbeitete Federkernbasis. Kann das überhaupt noch eine/r in Deutschland? Und das für etwa 60 EUR pro handgearbeiteter Matratze… sie braucht zur Entstehung einige Tage…

Wo rote Säfte sinnvoll walten….

Nein, leider nicht. Kein frischgepresster Saft aus dem Garten, sondern aus der Tüte angerührt, zuckrig und reichlich künstlich „Erdbeer“. Aber die neunjährige Luzmabel liebt ihn halt. Sie hat mit heute wieder Eier ihrer freilaufenden Hühner gebracht, am Nachmittag kam sie mit Jhimmy zum Spielen mit Bella. Wenn ich ihr zum Dank dann sozusagen mit Ernährungs- Belehrungs-Zeigefinger einen selbstgemachten Gemüsesaft hinstelle (ich mag den ja!), dann bleibt sie zwar höflich, aber an ihren Mundwinkelchen und dem Rest im Glase sehe ich den donnernden Applaus.

Maythe ist übrigens nicht da, sie ist unten in Santa Cruz bei ihrer Familie. Hoffe, dass sich nicht wieder alles wiederholt und sie dann wegen zweitem Lockdown da unten im Glutofen festhängt, wie letztes Mal. Sowohl Lockdown als auch Herdenimmunisierung werden hier hart diskutiert. Beides hätte hier furchtbare Kollateralschäden. Aber dass eines der reichen Impfstoffproduzentenländer Deutschland , USA oder Russland hier mal milde 11,5 Millionen gute Impfdosen herverschenkt, das kann man wohl vergessen und sogar auch insoweit verstehen, als deren Riesenbevölkerungen auch versorgt werden müssen. Also die Wahl zwischen Pest und Cholera (Durchseuchung oder existenzvernichtender Lockdown), da es ja nun einmal keinerlei Behandlungslandschaft gibt, die auch nur ein bisschen der deutschen ähnlich wäre. Beneide die neue Regierung wahrlich nicht, mit so einer Entscheidung beginnen zu müssen.

Ansonsten ist es noch ruhig. Ein paar Demonstrationen, das ist nicht nur normal, sondern demokratisch auszuhalten. Die Strassen und Märkte sind noch frei

Keine Sorge, auch gesunde rote Säfte sind längst wieder in Sicht. Die Granatapfelbäume geben Gas

Auch der Granatapfel entsteht aus der befruchteten Blüte, hier sieht man sehr schön, dass sie sogar abgebildet wird. Sie verhärtet sich, wächst dann und wird zur Frucht

Zweimal ganz verschieden „Kindergeburtstag“

Am kommenden Sonntag ist ja die große Wahlwiederholung. Hier gibt’s das Ganze schon mal in klein: der bisherige Bürgermeister der MAS ist ja von einer Volksversammlung konstruktiv abgewählt worden, verlässt aber seinen Sitz nicht für die Neue. Dann hängt mal halt gekreuzigte Figuren ans Amt und schreibt: „Korrupter Flávio das Volk mag Dich nicht, tritt endlich ab von Deiner missbräuchlichen Blockade“. Und das Amt ist komplett verrammelt und arbeitet nicht, siehe vorherige Posts 🙄 das wird wieder heiter am Sonntag…..

Maythe (in rot) wurde heute 8. Da sie bei ihr zu Hause gar nichts gemacht haben, haben wir hier ein bisschen gefeiert

Jaaa, ich weiß. Alles ganz furchtbar zuckrig, chemisch, fern jeder Ernährungslehre. Aber Balsam für ein kleines Mädchen, das so eine kleine Feier bekommt und gesehen worden ist – vor allem, weil ich das für sie gemacht habe und ihr versprechen musste, ihr das zu zeigen. Kein Problem, in zwei Monaten hat Luzmabel, dann bereiten das Maythe und ich vorher zu, in rot (Erdbeer mit naturähnlichen Aroma- und Farbstoffen)

Deutscher Kartoffelsalat nach Oma’s Art

… schmeckt den Kindern auch, und er ist ja saurer, würziger als bolivianischer und ohne Mayonnaise

Die Soße wird über Nacht allein durch die Kartoffelstärke sämig. Danke, Oma! (Also für das Rezept. Machen muss ich den hier unten schon selbst…). Luzmabel möchte das übrigens mal lernen, machen wir beim nächsten Kochkurs mal mit. Sie sehen auch die Mehrweg-Transportpackung für Eier – Luz hat wieder 7 Stück freilaufende Eier (huevo criollo) mitgebracht. Kaufe ich ihr immer gerne ab. Kenne ihre Hühner ja sozusagen beim Vornamen. Seit Wochen keine Industrie-Eier mehr gekauft, gegessen und verarbeitet! Ein prima Lebensmittel, jede Menge Nährwerte, kaum Kalorien, keine negativen Cholesterine…. und die Hühner leben sehr zufrieden.

Zwei dieser Eier werden nach Ziehen des Salates hartgekocht und genauso kleingehackt wie Gewürzgurken und Petersilie noch vor dem Servieren untergehoben – ein vollwertiges Gericht, da braucht es kein Knusperschnitzel oder so dazu…